Pierluigi Billone
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ME.A.AN (1994)

für Stimme und Ensemble

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aus dem Italienischen von Barbara Maurer


Der Körper ist ununterscheidbar in der Festigkeit der Dinge, in einer tiefen Intimität eingegraben. Der Gesang wächst aus dieser Intimität heraus. Die Stimme birgt im beinahe unbewohnten Raum ihrer Akzente noch die Spuren des Gesangs.

Die traditionelle „Menschlichkeit“ der Stimme und der Instrumente hat diese dunkle Tiefe, die ihnen vorausgeht und sie hält, teilweise überblendet; beinahe ein schattenloser Mittag.

Hier dagegen behält die Materie eine unbestimmte Resonanz ihrer Herkunft bei: Akzente, Spuren, die aus der Körperlichkeit des Leibes, des Menschen und der Dingen Stammen. Sie ist vor allem instabil, wie alles Lebende.

Es wird ein Spiel von Reflexen geschaffen, das den Klang von seiner Quelle löst (der Klang wird eigentlich zu einem Schwingen), das jedes Instrument seiner Identität entzieht (das Instrument wird wieder zum schwingenden Körper). In dieses Spiel gebunden, verliert die Stimme (wie jedes Instrument) ihren Namen: der Körper schwingt und gibt eine eigene, weitere Tiefe preis.

Nicht mehr als Mittel betrachtet, wird das Instrument (die Stimme) zu einem Ort, wo eine Präsenz erscheint oder vermieden wird. Tiefe Verlagerung der Aufmerksamkeit.

Die Wahrnehmung, die die abgesicherte Spur eines stabilen Zustands, eine klare Kontur, einen vertrauten und deutlichen Rhythmus usw., zu erkennen sucht, findet nicht unmittelbar die gewohnten Bezugspunkte. Das Zentrum ist verlagert; nicht mehr nur im Vordergrund.

In einer solchen Instabilität ist der Moment wo ein Maß (ME) und ein Sinn ihre Notwendigkeit bezeugen und ihre Herkunft (A AN) zeigen müssen.

ME.A.AN ist für mich gleichzeitig die Gelegenheit zur

  • Rückgabe des Schwingen an seine Herkunft (die Stille, das Metall)
  • Assimilation eines Rhythmus des Lebendigen
  • Frage nach einem Maß (des Tuns, des Hörens) und eines „ Spazio-Di-Risonanza-Aperto-Verso“ (Resonanzraum-offen-hin) und zum Dank für eine Klarheit.

ME.A.AN wurde für den Sänger Frank Wörner geschrieben und ist dem Ensemble Recherche gewidmet.